von Dirk Jahn
Vor einem Jahr im Dezember habe ich einen einführenden, allgemeinverständlichen Online-Kurzvortrag zu Design Based Research in der Veranstaltungsreihe „Themenmonat Lehre“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg gehalten. Zielgruppe waren dabei Lehrende und Interessierte aus sämtlichen universitären Fachrichtungen. DBR wurde in der Veranstaltung vor allem als ein Ansatz besprochen und verbucht, mit dem Lehrende ihre Lehre erforschen und zeitgleich interessante Interventionen entwickeln können. Der Vortrag wurde aufgenommen und online bereitgestellt.
https://www.fbzhl.fau.de/forschung/forschungsansatz/#collapse_3
Nach fast einem Jahr gibt es noch immer Feedback zu dem Vortragsmitschnitt, was einerseits der Eingängigkeit des Vortrages geschuldet scheint (es handelt sich um eine leicht zugängliche Einführung ohne Kritik). Andererseits ist dies dem Google-Algorithmus und dem allgemeinen Interesse an DBR zu verdanken: Das Video mit dazugehöriger Seite, einer relativ simpel gehaltenen Kurzdarstellung von DBR, taucht nämlich auf Platz 2 der Suchergebnisse bei Google zu dem Begriff „Design based Research“ auf, einen Platz hinter dem Wikipediaeintrag zu DBR.
Die Zuschriften via E-Mail, durchschnittlich eine pro Monat, kamen bisher aus Deutschland und der Schweiz. Meist handelte es sich um pädagogisch ausgebildete LehrerInnen und Lehrer oder Studierende der Pädagogik, die mit DBR im Studium oder in der Praxis in Berührung gekommen waren und sich für die niederschwellige Einführung bedankten. Auch zu nennen sind Lehrende unterschiedlicher Fachrichtungen, die im Sinne des Scholarship of Teaching and Learning ihre Lehrinterventionen im Kontext hochschuldidaktischer Programme erforschen. Es waren aber auch Rückmeldungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachbereichen dabei, die DBR nicht für ihre Lehre in den Fokus genommen haben. Zu nennen sind hier etwa Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Ingenieurswissenschaften, der Betriebswirtschaftslehre oder Architektur. Sie bekundeten Interesse an DBR als methodischen Ansatz für eigene Forschungs- und Qualifizierungsarbeiten in Entwicklungs- und Erprobungsprojekten, z. B. im Bereich Beratungs- und Change-Management in Unternehmen, um Formen der Arbeit und Arbeitswelten neu zu denken und zu gestalten. Gleichzeitig aber wurde in den Zuschriften klar, dass es noch einige Unsicherheiten und Bedenken zu DBR gibt. Etwa dazu, wie verbreitet und tragbar DBR eigentlich in der jeweiligen Wissenschaftscommunity ist, inwieweit DBR als seriöser wissenschaftlicher Ansatz im Wissenschaftsbetrieb akzeptiert würde oder eher zu Schwierigkeiten führen könnte, z. B. in Betreuungsprozessen, bei Begutachtungen, Drittmittelanträgen, Publikationsvorhaben usw. Zudem wurden Zweifel laut, inwieweit DBR überhaupt wissenschaftlich sei und nicht doch unbedingt auf klassische Experimente und Hypothesentests setzen sollte, um universelle Erkenntnisse (und wissenschaftliche Anerkennung) erzielen zu können. Dies würden andere, naturwissenschaftlich geprägte methodische Ansätze aus dem Bereich der Entwicklungsforschung längst leisten. Diese wenigen Rückmeldungen zeigen, wie viele wissenschaftstheoretische und praktische Fragezeichen noch mit DBR verbunden sind und weiter diskutiert (und eventuell ausradiert) werden müssen, um DBR weiter zu etablieren.
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