Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat kürzlich neue Research Fellows benannt, darunter Gabi Reinmann, Sprecherin des DBR-Netzwerks. Im Gespräch geben sie und Hubert Ertl, Forschungsdirektor und Ständiger Vertreter des Präsidenten im BIBB sowie Mitglied des Netzwerks, Einblick in ihre Pläne.
Wie kam es zu der Kooperation?
Hubert Ertl: Das BIBB schuf 2020 die Kategorie BIBB Research Fellows als eine Würdigung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich durch exzellente Forschung Verdienste um die Berufsbildung erworben haben. Ziel ist es, durch die Auszeichnung die Zusammenarbeit zwischen dem BIBB und den ausgezeichneten Fellows zu intensivieren und nach außen sichtbar zu machen. Dies trifft in besonderer Weise auch auf Gabi Reinmann zu, die als eine der Leiterinnen des DBR-Netzwerkes im Bereich der gestaltungsorientierten Forschung ausgewiesen ist. Wir erhoffen uns von der Zusammenarbeit mit ihr, wie auch dem gesamten Netzwerk, wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Forschung am BIBB.
Gabi Reinmann: Ich habe nach der Anfrage durch Hubert Ertl gerne zugesagt und erhoffe mir damit auch für unser DBR-Netzwerk, das noch knapp zwei Jahre läuft, Anregungen und neue Ideen.
Welche Möglichkeiten eröffnen sich dadurch für beide Seiten?
Gabi Reinmann: Ich denke, etliche Möglichkeiten werden sich im Prozess der Zusammenarbeit erst noch auftun. Aktuell sehe ich für mich selbst, aber auch für unser Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen (HUL), zwei besonders interessante Optionen: Zum einen treffe ich über das BIBB vermutlich auf für mich neue Zielgruppen etwa für die Vermittlung von DBR. Ich verspreche mir daher neue eigene Lernerfahrungen zur Frage: Wie gestaltet man Lernangebote für DBR in Abhängigkeit von verschiedenen Zielgruppen? Zum anderen wäre es schön, wenn es gelänge, Ideen für gemeinsame Projekte am Schnittfeld Hochschule-Beruf mit DBR zu generieren. Das wäre jetzt zu früh, das genauer auszuführen, aber ein paar Gedanken dazu habe ich schon im Kopf.
Hubert Ertl: Grundsätzlich unterstützt das Fellowship eine Reihe von potentiellen Arten der Zusammenarbeit, z.B. Forschungsaufenthalte, gemeinsame Veranstaltungen, Projektanträge, Publikationen. Thematische Felder könnten die Entwicklung und der Transfer von Innovationen in der Berufsbildung (s.u.), berufliche Orientierung von Studierenden (s.o.), gestaltungsorientierte Programmentwicklung und -begleitung, sowie methodische Ausbildung von Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern sein.
Welchen Stellenwert und welches Potenzial hat eigentlich Design-Based Research in der Berufsbildungsforschung bzw. speziell am BIBB?
Hubert Ertl: Eine der Hauptaufgaben des BIBB ist durch Forschung zur zukunftsorientierten Entwicklung der Berufsbildung in Deutschland aber auch im internationalen Kontext beizutragen. Dazu kommen eine Reihe von Forschungsansätzen zum Einsatz. In meiner Rolle als Forschungsdirektor habe ich mir vorgenommen, gestaltung- und entwicklungsorientierte Ansätze stärker zu profilieren. Hierzu erscheint der DBR-Ansatz in besonderer Weise geeignet zu sein und im Rahmen des DBR-Netzwerkes gibt es eine Forschungs-Community, die hierzu den entsprechenden Kontext bietet.
Ein aktuelles Beispiel der Anwendung von DBR in der Arbeit des BIBB ist die seit Januar 2022 laufende Begleitforschung zum Programm InnoVET. Das Konzept der Begleitforschung sieht nicht nur eine enge Kooperation mit zwei Universitäten (Paderborn und Magdeburg) vor, sondern auch eine aus Forschungsperspektive begleitete Entwicklung von Innovationen in der Berufsbildung in den 17 von InnoVET geförderten Projekten. Besonders beim Transfer von Innovationen in das Berufsbildungssystem scheint die gestaltungsorientierte Zusammenarbeit von Praxis, Politik und Wissenschaft eine zielführendes Vorgehensweise.
Gabi Reinmann: Ich könnte mir vorstellen, dass DBR auch eine Chance ist am Übergang zwischen Hochschule und Beruf – und auch in dieser Hinsicht für das BIBB (noch) attraktiv werden kann: DBR ist aus meiner Sicht ein Forschungsansatz, der den Transfer schon sozusagen als immanentes Element in sich trägt: Wenn man mindestens in späteren Phasen des Studiums vermehrt Möglichkeiten studentischen Forschens schafft und dabei auch DBR als Forschungsansatz einsetzt und fördert, könnten Studierende im Idealfall etwas lernen, was sie auch später im Beruf für innovatives Problemlösen brauchen und/oder sie erkennen deutlicher die möglichen Verschränkungen zwischen Forschungs- und Berufsorientierung.
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